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10.09.2021

Von der Pflicht zur Kür:
Theresa Breuer im Interview


 

Wie war das, als du mit 20 Jahren plötzlich vor der Aufgabe standest, ein großes Weingut zu führen?

Theresa: Ich habe gar nicht darüber nachgedacht. Dazu muss man dazu wissen, dass ich relativ früh ins Weingut reingestolpert bin, weil mein Papa plötzlich verstorben ist. Niemand hat von mir erwartet, dass ich das machen soll, im Gegenteil. Wahrscheinlich haben sich alle ein bisschen gefürchtet und gedacht: Um Gottes Willen, was will die denn jetzt. Aber ich habe in dieser traurigen Situation die Chance gesehen, das Leben meines Vaters nachzuleben. Und gleichzeitig war mir auch nicht bewusst, was es bedeutet. Ich hatte keine Ahnung, wie groß die Fußstapfen sind. Dann habe ich ziemlich schnell gemerkt, wie erfüllend das sein kann und erst viel später, dass das auch Verantwortung bedeutet. Am Anfang habe ich das überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt.

Wolltest du eigentlich irgendetwas anderes machen?

Theresa: Ja. Meine Eltern haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich machen kann was ich will. Nach dem Abi war die Frage für mich dann: Wein oder Sport? Ich habe mich für Sport entschieden und mit zwei Freundinnen zusammen ein kleines Sportstudio gegründet. Das fand mein Papa auch toll, weil er dieses Unternehmertum mochte. Er hat mit uns einen Businessplan geschrieben und uns unterstützt. Ich hab das dann für lange Zeit ausgeblendet, aber jetzt mache ich das wieder nebenher. Und das tut gut für die Seele.

Das Weingut Georg Breuer verfügt über ein beeindruckendes Lagenportfolio, baut aber nicht alles als Lagenweine aus. Bedeutet das, dass viel von dem Spitzenmaterial in euren Gutswein fließt?

Theresa: Tatsächlich ist unser wichtigster Wein der Basisriesling.  Das ist unser Botschafter, die größte Menge, die wir abfüllen, der Wein, der am häufigsten unseren Namen und unsere Idee von Wein in die Welt trägt. Damit wollen wir die Leute überzeugen, so dass sie dann mehr davon wollen. Das andere ist die Kür, wenn wir in unserer kleinen Wahnsinns-Welt in steilen Hängen irgendwelche Miniaturparzellen mit Liebe und Schweiß hochpäppeln. Aber unsere größte Herausforderung ist tatsächlich, jedes Jahr einen verdammt geilen Gutsriesling in die Flasche zu bringen.

Der Rheingau zählt nicht zu den dynamischsten Deutschen Weinbaugebieten, wie kommt das?

Theresa: Es ist so, dass im Rheingau viele Dinge sehr etabliert sind. Das ist anders als zum Beispiel in Rheinhessen, wo auf einmal diese junge Generation übernommen hat, deren Eltern noch 80 Prozent im Tank verkauft haben. Dann kamen die Jungen und hatten auf einmal eine Möglichkeit, aus diesen achtzig Prozent, die eigentlich nie auf dem Markt aufgetaucht sind, was Grandioses zu machen. Und dass haben sie mit einem lauten Knall getan. Der Rheingau hat dagegen schon traditionell sehr erfolgreiche Strukturen. Hier wurde fast alles auf der Flasche vermarktet, fast jeder Betrieb musste eigentlich nur die Tür aufmachen und konnte seine Weine verkaufen, auch weil das Einzugsgebiet mit dem Rhein-Main-Gebiet vor der Nase so komfortabel ist. Die Leute kommen in den Rheingau, weil es eine Art Disneyland ist und der Wein wird automatisch verkauft. Es gibt jetzt aber auch hier ein paar junge Nachfolger in den Betrieben, die echt Talent haben und ihre Aufgabe darin sehen, nicht einfach die Tür aufzumachen, um Wein zu verkaufen, sondern erst mal verdammt gute Weine zu machen. Das kommt, aber es ist eine träge Welle.

Der Berg Schlossberg ist euer berühmtester Wein. Ist der Schlossberg auch deine Lieblingslage?

Theresa: Der Schlossberg ist auf vielen Ebenen besonders, vor allem auch weil das für meinen Papa die erste Lage war, in der er sich voll wiedergefunden hat. Und der es als einziger Lagenwein in die Flasche geschafft hat. Und der Schlossberg ist auch die Lage, die uns am meisten fordert. Aber es fällt mir schwer, den Schlossberg als meine einzige Lieblingslage zu benennen. Ich finde auch den Rosenberg extrem geil. Der Schlossberg hat auf Dauer, soweit wir das bisher wissen, das größte Reifepotenzial. Aber die anderen haben genauso ihren Platz. Nur der Schlossberg hat ihn schon am längsten, er ist sozusagen der Erstgeborene.

 

 

 

Website: georg-breuer.com

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