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21.02.2022

Im Interview:
Sophie und Steffen Christmann

Im Gespräch mit Sommelier Willi Schlögl: Sophie und Steffen Christmann. Seit Jahren zur Spitze der Pfälzer Winzer zählend, sind sie das perfekte Winzerteam – ein Mehrgenerationenprojekt, das sich gegenseitig inspiriert und antreibt. In Deutschlands Weinpodcast Nummer Eins sprechen die beiden über die Zukunft des Spätburgunders, historische Zusammenhänge und das, was sie antreibt. Hier ein Auszug aus dem Gespräch.

Auf Spotify: Sophie und Steffen Christmann
Der Podcast auf Youtube: Sophie und Steffen Christmann

 

Ich verfolge das Weingut Christmann jetzt auch schon ein bisschen länger und haben den Eindruck, dass die Weine noch eleganter geworden sind. Woran liegt das?

Steffen: Die Weine verändern sich permanent, ich bin mir sicher, dass wir in zehn Jahren auch wieder andere Weine machen werden, als wir es heute machen.

Sophie: Auch wir verändern uns ja. Wir trinken andere Weine, wir bewegen uns in anderen Welten. Es ist uns wichtig, dass wir eine moderne Interpretation der Pfalz zeigen, die unsere Herkunft klarmacht und trotzdem auch zeigt, wie Riesling heutzutage geht. Das ist eine stetige Veränderung.

Steffen:
Ich habe schon ein paar mal gedacht: Was soll jetzt noch kommen? Und dann kommt doch wieder irgendwas, das einen auf neue Ideen bringt. Zuerst war es die Idee, diese totale Reife zu kriegen, die Trauben möglichst lang hängen zu lassen. Das war so ab Ende der 90er bis Anfang 2000. Dann hat sich das langsam abgeschwächt, dass wir es gar nicht mehr so mächtig wollten. Und die letzten paar Jahre gab es noch mehr Dynamik in Richtung Präzision. Wir denken heute, dass es extrem wichtig ist, die Trauben auf den Punkt zu ernten. Wirklich an dem Tag, an dem es zählt. 

Sophie, seit wann bist du fest im Betrieb und wie teilt ihr euch die Arbeit auf?

Sophie: Ich habe 2017 das erste Mal richtig mit Verantwortung in der Weinlese gearbeitet, währenddessen aber noch in Berlin gewohnt und studiert. Und jetzt bin ich seit dem Frühjahr 2018 komplett dabei und wir hatten nun auch schon unsere fünfte gemeinsame Weinlese. Wir haben natürlich schon unterschiedliche Bereiche, um die wir uns kümmern. Aber im Großen und Ganzen finde ich, dass man als Winzer in jedem Bereich vom Betrieb präsent sein muss. Du kannst den Qualitätsanspruch nur halten, wenn du weißt, was in jedem Teil vom Weingut passiert.

Steffen: Wobei du schon am Anfang den Schwerpunkt auf dem Pinot hattest und ich beim Riesling – auch wenn sich das gerade schon wieder ändert.

Sophie: Ja. Ich kam auch gerade frisch von Julian Huber in Baden und habe da wahnsinnig viel gelernt in einem Betrieb, bei dem Burgunder ganz klar an erster Stelle steht.

Du hast dann wahrscheinlich versucht, zu Hause alles neu zu machen?

Sophie: Ja (lacht). Es war klar, dass wir beim Riesling nicht alles umwerfen und neu machen – weil es auch gar keinen Grund dazu gab. Im Endeffekt hat sich beim Riesling trotzdem mehr verändert, als wir zunächst gedacht haben. Aber eher aus der gemeinsamen Diskussion heraus, als Evolution. Beim Spätburgunder haben wir damals bewusst gesagt: Das setzen wir jetzt neu auf, da braucht es neuen Schwung. Und da war auch nichts, was so etabliert war, dass wir das dringend hätten bewahren müssen.

Was macht denn aus eurer Sicht deutschen Spätburgunder aus?

Sophie: Ich glaube, wir sind gerade erst dabei rauszufinden, wie das schmeckt: sehr guter moderner, deutscher Spätburgunder. Und der nächste Schritt ist dann, dass wir rausfinden: wie schmeckt eigentlich zum Beispiel Pfalz im Vergleich zu Baden? Wir standen gerade auf der Messe neben Hubers und Kellers, da ist mir das klarer geworden. Man merkt im Moment, dass die Pfalz ein bisschen kühler ist, ein bisschen mehr Säure, schlanker. Viele Leute sagen uns über unseren Wein ‚der schmeckt burgundisch‘ und meinen das als nettes Kompliment. Aber für unseren Riesling wäre es eher kein Kompliment, wenn jemand sagen würde ‚der schmeckt wie Mosel‘.

Steffen: Wir sind auf einem Weg, und in 10-15 Jahren empfinden wir es vielleicht nicht mehr als Kompliment, wenn jemand sagt: ‚Das schmeckt nach Chambolle‘.

Was hat es mit eurer neuen Lage „Vogelsang“ auf sich? 

Steffen: Das ist ein Weinberg, der eine unglaubliche Geschichte hat. Es ist so, dass die bayerischen Könige, die ein paar Kilometer südlich ein Schloss hatten, häufiger da waren. Wir wissen auch, dass sie aus dem Vogelsang Wein für ihre Hochzeiten hatten. Und dann ist dieser Weinberg, der so eine große Historie hat, völlig in der Versenkung verschwunden.

Sophie: Es ist aber auch ohne diesen geschichtlichen Kontext ein spannender Weinberg, alleine schon wegen des Muschelkalk-Bodens. Wir haben am Anfang zu unseren Mitarbeitern gesagt: Wer eine Muschel findet, kriegt eine Flasche Wein. Das mussten wir relativ schnell ändern, weil sie kistenweise Muscheln gefunden haben (lacht). Mittlerweile hat man sich ein bisschen dran gewöhnt, aber es ist natürlich toll, dass man in einem Boden, der 200 Millionen Jahre alt ist, Schnecken und Muscheln an den Steinen findet. Abgesehen davon geht der Weinberg bis in eine Höhe von 300 Metern und ist insofern recht kühl. Er liegt außerdem am Ausgang vom Pfälzer Wald und der Tag-Nacht-Temperaturunterschied ist groß. Ein magischer Ort.

Euer Hausweinberg ist aber immer noch der Idig, oder?

Sophie: Ja. Der Idig ist zwar kein Monopollage, wird aber oft so wahrgenommen, denn wir sind die einzigen, schon so lange ein Großes Gewächs machen. Es ist es für uns schon ein unheimlicher Luxus, so ein großes, zusammenliegendes Stück zu haben. 20 Prozent unserer Betriebsfläche liegen in diesem Weinberg, größtenteils Riesling. Aber, ganz wichtig, es gibt auch ein bisschen Spätburgunder.

Steffen:
Es gibt eigentlich keinen zweiten Kollegen in der Pfalz, der so ein großes Stück an einem Stück in so einer Top-Lage hat. Deswegen spielt der Idig auch so ein große Rolle für uns.

 

Instagram: sophie_christmann
Instagram: steffen_christmann
Website: weingut-christmann.de

 

 

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