alles über food, drinks, genuss.

03.10.2021

Der Zeitreisende:
Ernie Loosen im Interview


 

Du hast einmal gesagt: „Ein großer Wein beginnt im Kopf“. Was ist damit gemeint?

Ernie: Wenn du wirklich einen großen Wein produzieren willst, musst du erstmal großen Wein getrunken haben. Eine Anekdote dazu, mit jemandem, der noch nie einen großen Wein getrunken hatte: Ich hatte einen 90er Chateau Latour mitgebracht. Mein Gegenüber hat den Latour getrunken und auch richtig beschrieben, Stallgeruch und alles, was typisch ist für alten Bordeaux. Aber seine Schlussfolgerung war: Das ist ja grauenhaft, das würde in Deutschland niemals eine Prüfnummer bekommen. Deswegen sage ich, je mehr große Weine du trinkst in deinem Leben, desto mehr kriegst du eine Idee von einem großen Wein. 

Das gilt für alle Arten von Wein?

Ernie: Ja. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob Weißwein oder Rotwein, alle haben diese gleiche Systematik. Was sie groß macht, ist eine gewisse Komplexität, Konzentration, ohne überreif zu sein, eine Eleganz und Delikatesse. Dabei gleichzeitig sehr, sehr charakterstark. Es gibt natürlich heute einen Haufen Leute, die sagen: Lass den lieben Gott machen, nicht intervenieren, nicht eingreifen. Aber das, was mir Gott mir schenkt, wenn ich ihn machen lasse, ist Essig. Und Essig ist nicht so mein Ding. Ich habe keine Lust, Ideologie zu trinken – ich will lieber lecker einen saufen.

Das klingt nach viel Kellermeister-Technologie. Eigentlich geht Dr. Loosen aber zurück zu den Wurzeln, oder?

Ernie: Wir machen inzwischen Weine wie mein Urgroßvater vor 120 Jahren. Rieslinge von Rhein und Mosel waren um 1900 die teuersten Weine der Welt. Was hat man damals gemacht? Das interessiert mich. Und es ist learning by doing, weil natürlich vieles auch vergessen ist. Aber der Schlüssel ist: Wir machen Weine, die zwei, drei oder manchmal acht Jahre auf der Hefe lagern. Im alten Holzfass. All diese Sachen kann man nur wiederentdecken, wenn man sie ausprobiert. Man braucht aber ein bisschen Geduld. 

Um Weine so lange liegen zu lassen, benötigt man aber auch ein gewisses Kapital, oder?

Ernie: Du weißt ja – um ein kleines Vermögen im Weinbusiness zu machen, muss man mit einem großen anfangen (lacht).

Du hast neben Dr. Loosen und Villa Wolf in der Pfalz auch Unternehmungen in den USA. Was reizt dich daran?

Ernie: In Amerika ist es viel leichter, innovativ zu sein. Die lassen einen erst mal machen. Weil da auch gesehen wird, das Arbeitsplätze entstehen. Du kannst ja hier mal versuchen, eine Baugenehmigung zu bekommen. Wenn du zu einer Baubehörde nach Deutschland gehst, sagen die: Was interessieren mich denn die Jobs?

Käme es für dich auch in Frage, woanders in Europa etwas aufzubauen, zum Beispiel in Burgund?

Ernie: Burgund ist was die Landpreise betrifft absolut abartig geworden. So gern ich da etwas machen würde, aber das ist zur Milliardärs-Spielwiese geworden. Ein Hektar Musigny Grand Cru: 100 Millionen Euro. Das ist absolut absurd. Dann lieber 100 Weingüter in Amerika.

Website: drloosen.de

Ich stimme der Verwendung von Cookies für Webanalyse und personalisierte Werbung (Tracking) zu. Durch Klicken von "Akzeptieren" stimmst Du der Verarbeitung und Übermittlung an Drittanbieter der auf Deinem Gerät gespeicherten Daten für diese Verarbeitungszwecke zu. Darüber hinaus willigst Du gem. Art. 49 Abs. 1 DSGVO ein, dass auch Anbieter außerhalb der EU wie bspw. den USA Deine Daten verarbeiten. Dies betrifft insb. den Einsatz des sog. "Facebook Pixel" (Custom Audiences, Conversion Tracking) und die Verarbeitung durch Facebook, Inc., Facebook Ireland Ltd., Google Inc. und Google Ireland Ltd. In diesem Fall ist es möglich, dass die übermittelten Daten durch lokale Behörden verarbeitet werden. Weitere Informationen findest Du hier.